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Ursprünglich waren diese Seiten (ursprünglich triple-negativ.de) als Tagebuch über den Kampf gegen den Brustkrebs meiner Frau entstanden. Wir haben in 2012 angefangen, die Zeit bis dahin aufzuarbeiten und als Tagebücher zu schreiben. Ab 2012 schrieben wir dann immer wieder neue Einträge, damit die Leser (wir hatten z.T. über 2000 Zugriffe im Monat) immer auf dem neuesten Stand sind.

Meist belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge

Angela Flegel

Angela ist in 2010 an triple-negativem Brustkrebs (G3) erkrankt. Wer sich mit dieser Art des Brustkrebs beschäftigt wird wissen, dass triple-negativ schwer zu behandeln ist. Dieser Umstand war uns bereits 2010 bewusst. Dennoch haben wir gekämpft und haben auf diesen Seiten niemals die Hoffnung aufgegeben. Allein schon aus dem Grund, weil es hier Leser gab, die leider eine ähnliche oder gleiche Diagnose hatten.

Wir wollten mit diesen Seiten Mut machen und aufzeigen, dass ein Kampf sich immer lohnt. Leider verstarb meine Frau im Dezember 2013 nach insg. 7 verschiedenen Chemotherapien. Der Krebs hatte gesiegt. Dennoch haben wir fast 4 Jahre dieser Krankheit die Stirn zeigen können. Es waren 7 verschiedene Chemotherapien, unzählige Bestrahlungen und schwierige Zeiten der Nebenwirkungen. 4 Jahre, das ist eine lange Zeit. Es sind aber auch 4 Jahre, die man das Leben noch genießen konnte – auch wenn es schwer war – aber wir hatten uns und wir genossen die Fähigkeit, den anderen immer zu stützen!

Erst wenn man mit einer solchen Krankheit konfrontiert wird, sei es als Betroffener oder auch als Angehöriger, sieht man viele Dinge im Leben anders. Unwichtiges wird wichtig und Wichtiges wird unwichtig. Das Leben wird neu sortiert. Wir Menschen tendieren leider dazu, uns immer den bequemsten Weg zu suchen. In einer solchen Situation kann man das aber nicht mehr. Man wird gezwungen, sich selbst und alles herum neu zu überdenken.

Nach einer solchen Diagnose läuft nichts mehr so, wie es war und es wird auch nicht mehr wie es war. Wenn man dazu noch ein Kind hat, dass gerade in seinem wichtigsten Alter ist, ist das eine Kraftprobe, die man kaum schaffen kann.

Dennoch haben wir in keiner Minute aufgegeben. Wir haben gekämpft und wird haben immer wieder gewonnen. Auch wenn das Ende unausweichlich war, haben wir daran geglaubt dass sich der Kampf lohnt. Meine Frau war der stärkste Mensch, den ich je in meinem Leben kennenlernen durfte. Ich wäre froh, wenn ich nur die Hälfte von dieser Stärke haben würde. Sie hat niemals aufgegeben – erst als es klar war, dass sich der Kampf nun nicht mehr lohnt, hat sie für sich entschieden, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich habe absolute Hochachtung vor dem, was meine Frau geleistet hat. Und ich wünsche jedem betroffenen Menschen diese Stärke.

Diese Seiten sollten dennoch Mut machen zu kämpfen. Triple-negativer Brustkrebs wird vielleicht eines Tages heilbar sein. Kämpfen lohnt sich immer. Es wird fieberhaft an Medikamenten geforscht und eines Tages wird es das richtige Medikament geben. Also warum nicht weiterkämpfen…? Natürlich tun sich die Pharmaunternehmen schwer, „DAS“ Medikament zu erforschen, welches Krebs heilen könnte. Immerhin ist der Bereich „Zytostatika“ (Chemo) eines der wirtschaftlich lukrativsten Bereiche.

Wir haben in den Chemotherapien viele Frauen erlebt, die aufgegeben haben – das z.T. sogar ohne Grund (Diagnosen). Auch wenn solche Entscheidungen schwer nachvollziehbar sind, muss man sie akzeptieren – trotzdem waren wir immer der Meinung, dass es sich in jedem Fall lohnt zu kämpfen. Dieser Meinung bin ich nach wie vor. Jede Minute des Lebens ist kostbar….

Wie sagt man so schön: Lebe dein Leben, denn es ist viel zu früh zu spät !

In 2019 entschied ich mich jedoch, die ursprünglichen Seiten abzuschalten. Mit den Jahren fühlt man sich immer mehr allein. Es fehlte an Unterstützung, es distanzierten sich immer mehr Menschen – obwohl ich (nach wie vor) in der Situation bin, meinen Sohn in das Leben zu bringen. Er wird demnächst volljährig und die letzten Jahre musste ich alles alleine entscheiden, tun und organisieren.

Ich musste meinem Sohn sehr oft beantworten, warum sich eigentlich niemand für ihn interessiert – und ich hatte keine Antworten. Er ist dennoch stark geblieben und glücklicherweise, trotz vieler Niederschläge und anstrengenden Zeiten (Operationen, etc.) haben wir es gemeinsam gemeistert.

Ich entschloss daher, das triple-negativ.de – Web abzuschalten, denn irgendwann kommt der Gedanke, warum ich überhaupt für „andere“ irgendetwas veröffentlichen sollte. Nur um Neugierde zu befriedigen war es mir das nicht wert.

Dennoch ist das mein Ort der Trauer – die Seiten von Angela. Ich habe daher die Domain registriert und diese Seiten neu gestaltet. Wenn ich möchte, schreibe ich – wenn nicht, dann nicht. Trauer findet im Kopf statt – aber manchmal brauche ich auch ein Ventil. Diese Seite ist eines… sonst hört uns eh keiner zu.


… O.Flegel